Tagtäglich schicken Sie mir, meist ganz aufgeregt, neueste Erzeugnisse aus Populär-Literatur, aus den üblichen Medien, auch aus Ärztezeitschriften zu. Tenor immer der gleiche, so soeben:


Vitamin D und Omega 3 helfen gar nicht gegen Herzinfarkt (N Engl J Med 2019; 980:23). Professor Lauterbach hält gerade diese Studie für gelungen. Was sagen Sie dazu, Herr Dr. Strunz?


Und so geht das Tag für Tag. Essentielle, also lebensnotwendige Substanzen hätten mit Gesundheit gar nichts zu tun. Wenn Sie mir so etwas vor 20 Jahren zugeschickt hätten… einverstanden… Aber heute? Nach mehreren Büchern zum Thema? Nach tausenden von News zum Thema? Nachdem jeder von Ihnen den Begriff „Schrottstudie“ ja inzwischen begriffen hat. Verstanden hat, dass man bei jedweder Studie dieses Typus fragen sollte:


  • Stimmt die Dosis? Mit 2.000 I.E Vitamin D können Sie nichts erwarten, wenn doch die richtige Dosis 9.000 I.E. beträgt. Wie Sie genau wissen. Und mit nur 1 g Omega 3?
  • Wurde gemessen? Kamen die Stoffe tatsächlich im Blut an?
  • Beides in der oben zitierten Studie natürlich nicht geschehen. Wird selbstverständlich von einem Politiker wie Professor Lauterbach, der zwar Arzt ist, nie aber einen Patienten gesehen hat, abgesegnet.

Und Sie glauben das. Und fragen mich. Ärgert mich, denn:


  • Kaum misst man im Blut, findet sich die erwünschte Schutzwirkung gegen Infarkt (LURIC, CHANCES etc.) Steht alles in den News.

Da find ich doch, wie der Zufall es so will, die glänzend formulierten Worte eines „Kollegen“. Eines Wissenschaftlers, der sich mit seinem Thema sehr tiefschürfend und ausführlich beschäftigt hat, Bescheid weiß, und deswegen – verständlich – täglich gefragt wird. Immer das Gleiche. Wissen Sie, was der dazu sagt?


„Als ob ich das nicht inzwischen in einigen tausend Artikeln dargelegt hätte. Aus irgendwelchen Gründen glauben die Leute aber, dass sie selbst nichts lesen müssten und ich wie ein Tanzbär jedes Mal kostenlos vortanzen müsste, sobald irgendein Spinner eine Gratis-Aufführung wünscht.

Selbst wenn man den Standpunkt vertritt, dass man (in dem Fall Dr. Strunz) seine Behauptungen und Bewertungen begründen muss, heißt das nicht, dass man sich ständig immer wieder wiederholen und kostenlos jedem vorsingen muss, der um die Ecke kommt. Ich finde das eine ziemliche Unverschämtheit, dass die Leute sich einbilden, dass man dann, wenn man medizinische Fakten ein bisschen gründlicher sammelt und weiter gibt, plötzlich kostenlos jedem, der will, eine Individualvorlesung halten müsste.“


Leicht abgeändert. Aber Sie haben verstanden. Da ist jemandem der Kragen geplatzt. Wenn Sie Tag für Tag für Tag den Menschen immer wieder das Gleiche erklären müssen, nämlich, dass Vitamine mit Nobelpreisen gewürdigt wurden, essentielle Substanzen sind, uns Heilung bringen.

Leicht zu beweisen und auch vielfach bewiesen – siehe meine News – dann, wenn man die Natur anständig fragt. Also richtige Dosen verwendet (muss man im Blut messen), die Versuchspersonen die Kapseln wirklich geschluckt haben (muss man im Blut messen) und so weiter und so weiter.

Denkt man kurz nach, kommt man darauf, dass die tausenden News doch eigentlich genau für diesen Zweck geschrieben wurden: Die sollen Ihnen helfen. Sollen Ihnen Tatsachen verdeutlichen. Sollen Ihnen etwas erklären. Sollen Sie in die Lage versetzen, Schrottstudien kritisch zu lesen; und diesen Zweck erfüllen sie ja auch.

Nur: Sie sollten die News auch lesen. Oder wenigstens so lexikalische Büchlein wie „Geheimnis der Gesundheit“. Oder die Vitaminbücher.