Zufall zeitigt manchmal erstaunliche Ergebnisse. Da wollten Wissenschaftler an Herzinfarkt-Patienten zeigen, dass die von Heilpraktikern oft benutzte Chelat-Therapie (zum Beispiel Bindung von Schwermetallen) wohl nichts nütze. Erfuhren dabei, dass Heilpraktiker häufig gleichzeitig Multivitamin-Präparate gaben. Und wollten daher zunächst – sehr sorgfältig überlegt – einen möglichen Einfluss von Multivitaminen auf Herzinfarkthäufigkeit untersuchen und ausschließen.

               Die sagen ausdrücklich, dass sie das ausschließen wollten. Sie glauben nicht an Vitamine.

Gefunden haben sie leider etwas anderes. Etwas Überraschendes. Aus dem wir alle lernen können. Nämlich dass

  • Die Vitamingruppe 38% weniger erneute Herzinfarkte, Schlaganfälle erlitt.
  • Die Vitamingruppe 54% weniger Todesfälle durch Herzinfarkt, Schlaganfall erlitt.

Sie schreiben ausdrücklich: „These unexspected findings…“

Hintergrund? Weshalb die etwas anderes finden als die üblichen Multivitamin-Studien? Die ja immer hämisch als Beweis für die Wirkungslosigkeit von Vitaminen zitiert werden?

Weil sie erstmalig – genau wie die Heilpraktiker das tun – hohe Dosen von Vitaminen und Mineralien verwendet haben. Damit Sie eine Vorstellung bekommen, ein paar Zahlen anbei

  Hohe Dosis Normaldosis
Vitamin A 25.000 IU 5000 IU
Vitamin C 1200 mg 60 mg
Vitamin E 400 IU 45 IU
Niacin 200 mg 20 mg
Vitamin B12 100 µg 25 µg
Calzium 500 mg 200 mg
Magnesium 500 mg 100 mg
Zink 20 mg 15 mg
Selen 200 µg 20 µg
Bor 2 mg 150 µg

Normaldosis wurde zum Beispiel verwendet in der sogenannten Physicians´ Health Study. Die zwar nur schwache (16%, 27%, 28%), aber immerhin eben doch positive Ergebnisse erbracht hatte (News vom 29.10.2012, 15.04.2013). Aber: studiert wurde hier Krebs. Hier wirken schon kleine Vitamindosen. Dagegen gilt bei Herzinfarkt: Die bei üblichen Studien verwendeten homöopathischen Dosen können Sie gleich unter das Bett werfen. Der übliche Betrug.

Kennen wir ja von Vitamin C: Mit 100mg verhindern Sie keine Grippe. Stimmt. Hundertfach hämisch bewiesen. Die Sache sähe anders aus, wenn man natürliche Dosen, also 3 – 10 g verwendet hätte. Tut man aber nicht.

Weshalb sind wir gerne so… hämisch?

Quelle: American Heart Journal, Vol 195, Jan 2018, S. 70