30.11.2018
Hi Stefan,
leider ist das m. E. ein Strohmann-Argument, das von Leuten gebracht wird, die in der Regel selbst nicht mal in der Biochemie oder in Gebieten der Naturwissenschaft gearbeitet haben. Es gibt nicht "die" Biochemie, genauso wenig wie es "die" Studie gibt.
Paradoxerweise wird das ganz häufig von sogenannten "Praktikern" angebracht – nur, dass die Praktiker die Wissenschaft oder wissenschaftliche Erkenntnisse auf ihre Erfahrungswelt herunterbrechen wollen, obwohl sie die eigentliche Fülle bzw. den Wissensstand, den es gibt, gar nicht sehen oder einschätzen können.
Zu sagen, "die Biochemie" sei nicht hinreichend, während man zeitgleich jene biochemische Erkenntnisse nutzt, die das eigene Weltbild bestätigen, ist grenznah an confirmation bias.
Es ist ganz einfach: Wer nicht in der Biochemie gearbeitet hat, sollte sich kein Urteil erlauben.
Glucosemangel bei Fettstoffwechseldominanz ist ein Mythos aus der Kohlenhydratwelt ... kannst also auch Du nicht einfach verneinen!
Habe ich auch nicht!
Btw. Ich fühle mich auch nicht auf den Schlips getreten :-)
@Thorsten:
Gutes Beispiel ist hier auch die heutige News "Fett, Ihr Feind Nr.1", in der es wieder einmal völlig undifferenziert heißt "Kohlenhydrate produzieren Entzündung". Ja wie denn? Alle KHs? In jeder Menge? Was ist mit den KHs, die der Körper selber produziert? Hängt an der GNG Glukose ein Etikett "Selbstgemacht und daher harmlos"? Sind die Reis essenden Asiaten oder die KH lastig ernährten Bewohner der Blue Zones alle chronisch krank/entzündet? Und wenn nein, warum nicht?
Passendes Beispiel. Sieh dir mal die verlinkte News an, die erklären soll, warum "Kohlenhydrate Entzündung produzieren" – dort wird eine Studie angeführt:
Increasing intakes of foods high in refined sugars or refined starches (P = 0.04) and decreasing intakes of bread and cereals (P = 0.008) or vegetables other than potatoes (P = 0.007) also independently predicted a greater risk, with subjects' GI partly explaining these associations. In men, only an increased consumption of fruit fiber (P = 0.005) and fruit (P = 0.04) conferred an independent decrease in risk of inflammatory death. No associations were observed with cardiovascular mortality.
(https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20573797)
Kein Wunder, warum bei Lesern ein falsches Bild entsteht – hier wird von "raffinierten Kohlenhydraten" gesprochen. Natürlich verweist auch Dr. Strunz oft genug darauf. Er macht aber daraus nicht selten "alle Kohlenhydrate".
@Martin
Natürlich ist der Körper anpassungsfähig. Wenn das für "no carb" gilt, gilt es aber gleichermaßen für "high carb". Dein Alkohol-Beispiel in allen Ehren: Das Zwischenprodukt beim Alkohol-Abbau (Acetaldehyd) ist immer noch giftig.
@Robert
Wenn du jetzt ausreichnen möchtest, wie viel Glukose aus Glycerin bei einen Triglycerid-Umsatz von ca. 150 bis 250 g pro Tag entstehen kann, verrennen wir uns wieder. Denn natürlich kann das thereotisch entstehen. Aber was sagen tatsächliche Fluxraten?
The aim of this study was to determine if the rates of lipolysis and the conversion of glycerol into glucose are higher during weight reduction with a ketogenic than a nonketogenic very-low-calorie diet (VLCD).
...
However, even after 28 days of treatment, the conversion of glycerol into glucose accounted for only 16% ...
At day 28, plasma glucose and alanine concentrations were lower and the rate of protein oxidation was higher in the ketogenic than in the nonketogenic VLCD group.
We conclude that in severe obesity, (1) the rates of lipolysis and gluconeogenesis from glycerol are not increased by altering the composition of the VLCD; (2) glycerol is a minor gluconeogenic precursor during weight reduction; and (3) nonketogenic VLCDs are more advantageous than ketogenic VLCDs in maintaining normal plasma glucose concentration and promoting protein sparing.
(https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/0026049594902259)
Natürlich kann man jetzt wieder argumentieren: Wie sieht's bei langfristigen, fettsäurebasierten Ernährungsformen aus, bei denen der Kaloriengehalt der Nahrung isokalorisch ausfällt.
Eine andere Studie:
After 62-86 h of starvation, glycerol Ra rose to 5.32 +/- 0.58 mumol.kg-1.min-1, and 68% of glycerol was converted to glucose. This accounted for 21.6% of total glucose production.
(https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/7647479)
Interessant: Obwohl fast 70 % des Glycerins zu Glukose umgesetzt wurde, waren das unterm Strich "nur" ca. 22 % der Gesamt-Produktion an Glukose, was ja in den Zahlenbereich der anderen Studie passt.
Umwandelverhältnis Eiweiß zu Glukose = 4:1
Liegt eher bei 2:1.
Diese Sportler sagen auch, dass sie sich so gut fühlen wie noch nie und so viel Power haben wie noch nie...
Das heißt aber nicht, dass Cholesterin von 400 automatisch gut ist. Wenn du mal kleine Kinder gesehen hast: Wenn du denen eine Pizza gibst (= sehr viel Energie), werden die eine halbe Stunde später hippelig und haben auch "Power wie noch nie". Das heißt aber nicht zeitgleich, dass die Pizza gesund ist.
Trotzdem: Ich denke nicht, dass eine isokalorisch, gut praktizierte Low- to- No-Carb Ernährung per se schädlich ist. Nach genauen Zahlen aber suchen wir vergeblich!